Praktischer Philosophiekurs besucht KJT Dortmund

Ein Bericht von Nadine Heppe

Am 12.06.2025 besuchte der Praktische Philosophiekurs des Bildungsganges HBF von Frau Heppe das Kinder- und Jugendtheater (KJT) in Dortmund.
Auf dem Spielplan stand das außergewöhnliche Stück „Ohne Titel 194418“, eine ungewöhnliche und zugleich berührende Inszenierung, die die Grenzen zwischen Realität und Vorstellung verschwimmen lässt.

Im Mittelpunkt der Handlung steht die 90-jährige Nelly, eine erfolgreiche Künstlerin, die einen Preis für ihr Lebenswerk erhält.
Doch schnell wird klar: Die Bühne zeigt nicht nur Erinnerungen, sondern einen Traum – eine fiktive Lebensreise, wie sie hätte sein können.
Nelly begegnet Figuren, die ihr begegnet sein könnten, erlebt Situationen, die möglich gewesen wären, und durchlebt ein Leben, das zwar nie Realität wurde, aber dennoch spürbar und greifbar wirkt.

Das Stück, verfasst von den israelischen Künstlerinnen Elinor Milchan und Sharon Burstein Bichachi, thematisiert auf bewegende Weise die zerbrochenen Lebensentwürfe der Opfer des Nationalsozialismus. Es stellt die Frage, was gewesen wäre, wenn diesen Menschen ihre Träume, Chancen und Potenziale nicht gewaltsam genommen worden wären. Aus dieser Perspektive wird der Satz „Dies hätte sein können“ zu einem nachdenklich stimmenden Leitmotiv – zugleich traurig und hoffnungsvoll.

Die Inszenierung arbeitete mit filmisch anmutenden Szenenwechseln, schnellen Zeitsprüngen und einer fragmentarischen Erzählweise. Gerade diese stilistischen Mittel regten die Schüler*innen des Philosophiekurses zu intensiver Auseinandersetzung an: Wo beginnt die Realität, wo endet der Traum? Welche Möglichkeiten trägt ein Mensch in sich – und was geschieht, wenn diese nicht gelebt werden dürfen?

Im anschließenden Gespräch reflektierten die Schüler*innen, wie stark das Thema mit Fragen nach Identität, Freiheit und persönlicher Entfaltung verbunden ist – zentrale Themen des Philosophieunterrichts. Viele zeigten sich beeindruckt davon, wie das Theater es schaffte, historische Schicksale auf abstrakte, aber zutiefst emotionale Weise erlebbar zu machen.

Ein Theaterbesuch, der noch lange nachwirkt – und ein Stück, das zum Weiterdenken einlädt.